Der ehemalige Nationaltorwart Armeniens hat einige Fragen beantwortet und blickt unter anderem auf seine Zeit beim TuS Rotenhof zurück.
Hallo Stepan, vielen Dank, dass Du dir die Zeit nimmst.
Zuerst die wichtigste Frage: wie geht es Dir und Deiner Familie?
Hallo! Uns geht es gut, alles ist in Ordnung. Natürlich ist es aufgrund von COVID-19 etwas schwierig zu sagen, dass alles bestens ist. Aber wir versuchen uns, so gut es geht, zu schützen.
Ich hoffe, dass diese Katastrophe schnellstmöglich ein Ende hat.
Das hoffen wir auch!
Wie ist es für Dich, wieder in Deinem Heimatland zu sein?
Es gibt ein berühmtes Zitat: „East or West, Home is best."
Während meines Lebens bin ich sehr viel gereist, aber Armenien ist meine Heimat, ich fühle mich hier wohl. Klar, momentan ist es keine gute Zeit für unser Land. Wir befinden uns im Krieg, aber wir sind eine starke Nation, wir versuchen, auch in dieser schwierigen Situation glücklich und positiv zu sein.
Deine positive Art hat Dich auch während deiner Zeit beim TuS ausgezeichnet.
Was machst Du in Armenien? Bist Du im Fußball aktiv?
Ja, ich bin im Fußball aktiv. Es ist mein Leben und ich kann mir mein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Ich habe meine Karriere als Torhüter beendet, arbeite aber jetzt als Torwarttrainer. Ich habe ein Angebot von meinem Verein Urartu FC bekommen, dort habe ich lange gespielt, mit ihnen habe ich zweimal den Armenian Cup gewonnen. Dieser Verein bedeutet sehr, sehr viel für mich, deshalb habe ich beschlossen, diese Gelegenheit zu nutzen. Jetzt arbeite ich sowohl mit Jugendlichen als auch mit Profis zusammen. Es ist etwas Neues für mich und ich versuche täglich dazu zu lernen. Der Job des Trainers ist völlig anders, man kann ihn nicht mit dem Job des Spielers vergleichen. Man muss ständig lernen, das Spiel ändert sich jede Minute und man muss auf alles vorbereitet sein. Jetzt arbeite ich hart daran, ein guter Trainer zu werden.
Dabei wünschen wir Dir viel Erfolg!
Wenn du auf Deine Zeit in Deutschland zurückblickst, welche Erfahrungen hast Du gemacht?
Jedes Land hat seine eigenen Traditionen und es ist in vielen Bereichen etwas Neues für mich gewesen. Lebensstil, Mentalität, Kultur. Alles ist anders.
Für einen Spieler ist es sehr wichtig, sich schnell anzupassen, da dies auch auf dem Spielfeld hilfreich ist.
Klar, es war nicht einfach, weil die deutsche Sprache ehrlich gesagt sehr schwierig ist, aber die Zeit, die ich in Deutschland hatte, war unglaublich. Ich habe für meinen weiteren Lebensweg an Erfahrungen dazu gewonnen und es war sehr lehrreich.
Und im Bezug auf unseren TuS Rotenhof? Wie hat es Dir gefallen?
Viele Leute sagen, dass Fußball überall gleich ist, aber ich stimme dem nicht zu. In jedem Land gibt es Unterschiede, auch im Fußball. In Deutschland Fußball zu spielen war wirklich eine großartige Erfahrung für mich. Okay, wir haben nicht in den höchsten Ligen gespielt, aber wir hatten trotzdem eine gute Mannschaft mit starken Spielern. Eine Mannschaft, die in jedem Spiel bis zum Ende gekämpft hat. Ich blicke gerne auf die Zeit, die ich beim TuS Rotenhof hatte, zurück.
Grüße aus Armenien an die Spieler und Trainer!
Das freut uns zu hören!
An welche Momente erinnerst du dich besonders?
Ich habe mit dieser Mannschaft Titel gewonnen.
Wenn man etwas zusammen gewonnen hat, bleibt es für immer in Erinnerung und kann es meiner Meinung nach auch nicht vergessen.
Ja, in Armenien habe ich auch Titel gewonnen, aber wenn man etwas im Ausland gewinnt, ist es etwas Besonderes. In meinem Haus habe ich noch viele Fotos aus dieser Zeit.
Ich bin immer noch mit einigen Teamkollegen in Kontakt. Ich bekomme mit, dass es gut läuft und die Mannschaft auf Platz 1 steht. Ich freue mich sehr für das Team und wünsche weiterhin viel Erfolg!
Wir haben mit Dir in sehr kurzer Zeit diese zwei Titel geholt. Wie war das für Dich?
Das Gewinnen von Trophäen ist das Wichtigste in der Karriere eines Spielers, zumindest für mich.
Wir haben die beiden Titel gewonnen, aber wir hatten alles dafür. Gute Spieler, Betreuer und Trainer.
Wenn man im Fußball einen guten Kader mit guten Spielern hat, bedeutet das nicht automatisch, dass man Erfolg hat. Es ist sehr wichtig, gute Betreuer und erfahrene Trainer zu haben, die dann eine gute Mannschaft bilden. Nur so kann man die alle Erwartungen erfüllen.
Wir hatten insgesamt wirklich ein gutes Team.
Sprichst Du über Deine Zeit bei uns in Deinem Heimatland? Wenn ja, über was wird gesprochen?
Natürlich haben mich meine ehemaligen Mitspieler, Trainer und Freunde danach gefragt. Die Armenier kennen Deutschland ziemlich gut, denn unser Fußballheld Henrikh Mkhitaryan hat ja für Borussia Dortmund gespielt. Zu dieser Zeit war jeder Armenier ein Fan des BVB. Ehrlich gesagt habe ich ihnen gesagt, dass es sehr viel gibt, dass man vom deutschen Fußball lernen kann.
Sie haben mich gefragt, wie die Organisation der Trainingseinheiten und der Spiele abläuft und wie der Spielstil ist. Wir haben mit dem TuS nicht in den höchsten Ligen des Landes gespielt, aber dafür war das Niveau in allen Bereichen top.
An welche Personen von Rotenhof erinnerst Du Dich besonders?
Ich erinnere mich generell an die ganze Mannschaft. Ich war nicht lange da, aber wie gesagt, ich hatte eine gute Zeit mit diesem Team und bin immer noch mit einigen meiner Teamkollegen in Kontakt.
Wir schreiben oft und tauschen uns über den Fußball oder die Lage in unserer jeweiligen Heimat aus.
Werden wir uns bald auf unserem Sportplatz wiedersehen?
Auf dem Platz leider nicht, aber vielleicht im Trainerteam. Ich arbeite jetzt hart daran, ein guter Trainer zu werden. Wer weiß? Ich hoffe, wir sehen uns in naher Zukunft wieder.
Das hoffen wir auch! Du hast uns, auch wenn nur für kurze Zeit, immer geholfen und wir sind Dir dafür sehr dankbar.
Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute für die Zukunft.
Das kann ich nur zurückgeben.
Liebe Grüße an alle Rotenhöfer!